Ein Kaninchen mit einer Brille sitzt vor einem aufgeschlagenen Buch

Wir wurden vor einer Weile auf unserem Discord gefragt, was man eigentlich finanziert, wenn man die PDF-Version eines Rollenspiels in einem Crowdfunding bucht. Wir hatten das damals schon kurz beantwortet – aber hier nochmal in ausführlich. Das Gleiche gilt übrigens auch, wenn ihr ein PDF einfach normal bei uns im Shop kauft. Außerdem erklärt dieser Beitrag, warum es PDFs nicht einfach “kostenlos” zum Buch dazu gibt – auch wenn manchmal so getan wird, als ob.

Allgemeine Projektkosten

Zuerst: Egal, was ihr bei uns kauft, ihr finanziert immer einen Teil der gesamten Existenz des Produkts in allen erhältlichen Formaten.

Das liegt daran, dass ein großer Teil der Kosten für das Gesamtprojekt gemeinsam anfällt bzw. bei jedem Kauf fällig wird, egal ob Print oder PDF. Hier sind vor allem folgende Kosten zu nennen:

  • Lizenzen (für Übersetzungen) bzw. Nutzungsrechte (für Bilder und deutschsprachige Texte)
  • Textkosten: Honorare für Übersetzung, Lektorat, Korrektorat, ggf. Sensitivity Reading, ggf. Texterstellung
  • Bildkosten: Honorare für Layout und ggf. neue oder zusätzliche Illustrationen und Grafiken
  • Gebühren für Plattformen (für Crowdfunding bei GameOnTabletop, Kickstarter etc.; für Dauerverkauf und Gemeinschafts-Bundles bei Itch.io)
  • Gebühren für Zahlungsdienstleister pro Zahlungsvorgang (Stripe, PayPal)
  • Projektmanagement und Kommunikation mit den Projektbeteiligten (vor allem Arbeitszeit)

Allgemeine Verlagskosten

Jedes Spiel muss zudem auch einen Anteil am Verlags-Overhead gegenfinanzieren, denn das ganze Drumherum sorgt ja dafür, dass die Spiele überhaupt entstehen können, dass wir Crowdfundings aufsetzen können und die Spiele auch nach dem Crowdfunding weiter verkaufen können. Und dass ihr von all dem auch etwas mitbekommt. Hier fallen zum Beispiel diese Kosten an:

  • Website: Webhosting, Webdesign, Themes, Plug-ins
  • Newsletter-Anbieter
  • Weitere Werbekosten (vor allem Arbeitszeit, aber auch Illustrationen und Grafiken, Druckkosten, ggf. auch gekaufte Anzeigen oder bezahlte Influencer)
  • Verbrauchskosten wie Bürobedarf, Porto, Telefon, Internet, Strom etc.
  • Allgemeines Management und übergreifende Kommunikation (vor allem Arbeitszeit)
  • Buchhaltung (Arbeitszeit und Software)
  • Externe Beratung (z.B. zu Recht oder Steuern)
  • Übergreifende Kontoführungskosten
  • ggf. Con-Präsenzen (z.B. Anreise, Unterkunft, Standgebühr, Standausstattung, T-Shirts, Personal, Verpflegung, con-spezifische Werbekosten)
  • ggf. Miete und andere Raumkosten

Wie hoch der jeweils einkalkulierte Anteil an diesen allgemeinen Verlagskosten ist, kommt auch aufs jeweilige Projekt an. In diesem Bereich findet aktuell bei Plotbunny Games noch die meiste unbezahlte Arbeit statt, d.h. der berechnete Anteil müsste eigentlich noch deutlich höher sein (wir arbeiten dran!).

Zusatzkosten für gedruckte Bücher oder Hefte

Für gedruckte Spiele fallen weiterhin diese Kosten in der Herstellung und im Vertrieb an, die für PDFs nicht gelten:

  • Druckkosten
  • ISBN-Kosten (ISBNs können theoretisch aber auch für PDFs vergeben werden)
  • Gebühren für die Teilnahme am Dualen System (fürs Recycling von Versand- und andere Verpackungen)

Die Kosten für den eigentlichen Versand (Verpackung, Porto, Arbeitszeit) habe ich hier nicht aufgeführt, weil wir die tatsächlich mit den erhobenen Versandkosten abdecken und nicht zum Teil in die Produktpreise einfließen lassen.

Zusatzkosten für PDFs

Nun mag man denken, man könne für den Print-Preis also einfach die anteiligen Druckkosten auf den Grundpreis aufschlagen (und sie beim PDF-Preis weglassen). Es gibt aber auch Kosten, die nur bei der Herstellung von nutzbaren PDFs anfallen, hauptsächlich in Form von Arbeitszeit. Nämlich zum Beispiel diese:

  • Anlegen von korrekt getaggten Absatzformaten
  • Anlegen einer screenreader-lesbaren Struktur, korrektes Markieren aller Layout-Bestandteile
  • Anlegen von Inhaltsverzeichnissen, die hinterher im PDF in der Randleiste klickbar sind
  • Erstellung und Einbau von Bildbeschreibungen (Alt-Text)
  • Anlegen von klickbaren Links und internen Querverweisen im PDF
  • Anpassung der Datei (und teils der einzelnen Bilder) auf das RGB-Farbformat (Print ist immer im CMYK-Farbformat)
  • ggf. Anpassung von Seitenrändern für die Bildschirmansicht (Druckdateien haben meist an den Innenkanten mehr Leerraum, weil ein Teil der Seiten bei der Bindung im Falz verschwindet – das sieht am Bildschirm dann manchmal unschön aus)
  • ggf. Anpassung von Impressumsseiten (weil dort die Versionsnummer anders ist als die Auflagennummer in der Druckversion)
  • ggf. Anlegen von Dokumentinformationen in den Metadaten

Es ist also keinesfalls so, als wäre ein gut nutzbares PDF nur ein “Abfallprodukt” (das war leider inzwischen schon mehrfach zu lesen) bei der Herstellung eines gedruckten Buchs. Im Gegenteil braucht ein den aktuellen Nutzungsstandards genügendes, halbwegs screenreader-taugliches PDF im Vergleich zum Druck-PDF einiges mehr an zeitaufwendigen zusätzlichen Schritten. Das meiste davon muss nämlich einzeln manuell eingerichtet werden.

Gesamtkalkulation und Fazit

Ob am Ende der Druck teurer war oder die Einrichtung des PDFs oder ob es sich ungefähr die Waage hält, hängt dann wieder von der Komplexität, dem Umfang und dem gedruckten Endformat (Heft, Softcover, Hardcover) des Projekts ab. Da sich außerdem im Vorhinein oft nur ungefähr abschätzen lässt, wie viele Leute am Ende nur das PDF kaufen und wie viele die Printversion (falls einzeln angeboten) bzw. das Bundle aus Printprodukt und PDF, kalkulieren wir unsere Projekte immer als Gesamtpaket.

In Wirklichkeit machen das natürlich auch alle anderen Verlage und Self-Publisher, die euch ihre PDFs “kostenlos” zum Buch dazu geben. Bei denen ist dann nur das Printprodukt gleich entsprechend teurer veranschlagt, denn die Arbeitszeit für die Erstellung der PDF-Datei fällt ja trotzdem an und muss bezahlt werden. Oder ihr bekommt halt wirklich nur eine Kopie des Druck-PDFs, das im Höchstfall gerade mal ein klickbares Inhaltsverzeichnis hat, aber keine Accessibility-Features oder zeitgemäße digitale Funktionen wie interne Querverweise oder externe Links.

Da im Rollenspielbereich PDFs jedoch zunehmend genutzt werden (nicht nur beim Online-Rollenspiel), finden wir, dass sie verdient haben, dass man sie als eigenständiges Produkt ernst nimmt und entsprechend aufbereitet. Und das braucht halt Kompetenzen und Zeit, und das gibt es beides nicht kostenlos.

Bei der Frage, was das einzelne Rollenspielprodukt dann am Ende jeweils kostet (also das PDF im Vergleich zur Printversion bzw. zum Bundle aus Print und PDF), schauen wir natürlich auch auf den Rest des vergleichbaren Rollenspielmarkts und gucken, welche Preise sonst üblich sind, und entscheiden, wie wir uns im Vergleich dazu positionieren können und wollen.

Generell sind bei kleineren Verlagen die Gewinnspannen jedoch immer deutlich kleiner als bei großen Verlagen, weil der Druck in kleineren Auflagen immer teurer pro Stück ist als in größeren Auflagen und weil wir die Grundkosten mit erheblich weniger Verkäufen insgesamt abdecken müssen. Daher können kleine Verlage sich auch nur dann Dumpingpreise leisten, wenn alle Projektbeteiligten für absurd niedrige Honorare oder gleich ganz unbezahlt arbeiten. Das ist nur im Hobbybereich überhaupt dauerhaft möglich – und auch da nur den Leuten, denen neben ihrem Brotjob noch genug Zeit und Energie für Rollenspielprojekte übrig bleibt (und das sind meist eher privilegierte Menschen). Oder denen, deren Lebensunterhalt von gutverdienenden Partner*innen mitfinanziert werden (was auch ein Privileg ist). Aber die Honorare im Rollenspielbereich sind ein anderes Thema für einen anderen Blogpost!

Ebenso ein Thema für einen anderen Tag ist die Frage, welche anderen digitalen Formate sich für Rollenspiele eignen, was es kostet, diese zu erstellen, und ob es sich rechnet, diese zusätzlich oder anstatt von PDFs anzubieten. Für heute verweisen wir hierzu nur auf unsere zwei Spiele, die – neben einer PDF-Version – auch im HTML-Format zu haben sind (nämlich Magical Pets und Nagetiere mit Gitarren).

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