Unser erstes Übersetzungsprojekt wird Dream Askew / Dream Apart von Avery Alder und Benjamin Rosenbaum! Wir freuen uns sehr, dass wir dieses bahnbrechende Rollenspiel ins Deutsche übersetzen und veröffentlichen dürfen!
Dabei handelt es sich gleich um zwei Spiele, nämlich Dream Askew von Avery Alder und Dream Apart von Benjamin Rosenbaum, die in einem Buch zusammengefasst sind und einen gemeinsamen Rahmentext haben. Wir behalten dieses Format bei und veröffentlichen beide Spiele ebenfalls zusammen in einem Buch.
Die Übersetzung beider Spiele wird Andrea Rick übernehmen, die zuvor bereits eine der beiden Übersetzerinnen des queeren Rollenspiels Charmante Schwertlesben (Thirsty Sword Lesbians) von April Kit Walsh war. Mehr zu Andreas Ansatz beim Übersetzen könnt ihr z.B. in diesem Talk bei Orkenspalter TV herausfinden. Als queere, nichtbinäre Femme hat sie außerdem ein geschultes Auge auf queere Themen, so dass für ein Sensitivity Reading zu diesem Thema gesorgt ist. (Hinweis: Alle Übersetzungen des Originaltextes in diesem Newsletter sind vorläufig und können sich in der endgültigen Version noch ändern.)
Dazu wird es ein externes Lektorat und Korrektorat geben, ebenso wie ein Sensitivity Reading zu den jüdischen Themen in Dream Apart (siehe weiter unten).
Das Layout macht ebenfalls Andrea Rick und lehnt es an das sehr schöne und übersichtliche Originaldesign von Avery Alder an. Die tollen Illustrationen im Innenteil von Ezra Rose übernehmen wir ebenfalls und hoffen, dass wir das stimmungsvolle Cover-Artwork und die ganzseitigen Bilder im Innenteil auch nutzen dürfen (da sind wir aktuell noch im Gespräch mit Zev Chevat).
Wir werden das Spiel nächstes Jahr über ein Crowdfunding finanzieren. Weitere Informationen zum Wann und Wo bekommt ihr, sobald alle Details geklärt sind!
Dream Askew (Avery Alder)
Von der Game Designerin Avery Alder sind bereits Ein ruhiges Jahr, Der tiefe Wald und Monsterhearts auf Deutsch erschienen. Bei Plotbunny Games gibt es nun ihr nächstes Spiel, Dream Askew, das die aktuell sehr umtriebige Design-Linie Belonging Outside Belonging begründet hat (dazu weiter unten mehr).
In Dream Askew geht es um queere Kämpfe während der fortschreitenden Apokalypse. Der Grundton des Spiels ist dabei auf skeptische Weise hoffnungsvoll – wird es den Figuren gelingen, zusammenzuhalten und einen Umgang mit ihren Differenzen zu finden? Oder werden sie an ihren Konflikten zugrunde gehen? Wie die Frage in eurer Runde beantwortet wird, findet ihr beim Spielen heraus!
Dream Askew gibt uns zerstörte Gebäude und nasse Planen, nervöse Gesichter im Schein des Lagerfeuers, seltsame neue übernatürliche Kräfte, heftige queere Liebe und stürmische Himmel über einer neu gebildeten Gemeinschaft und fragt „Was tust du als nächstes?“
Stellt euch vor, dass der Zusammenbruch der Zivilisation nicht überall gleichzeitig passierte. Sondern dass er in Wellen passiert. Jeden Tag fallen mehr Leute aus der intakten Gesellschaft heraus. Wir Queers haben immer in den Randgebieten dieser Gesellschaft gelebt, haben Solidarität, Liebe und Sinn an den seltsamsten Orten gefunden. Die Apokalypse hatte uns nicht als erstes im Visier, aber sie hat uns dennoch erreicht.
Gangs ziehen durch das apokalyptische Brachland und Knappheit wird zur Norm. Die Welt wird beängstigender und kurz hinter unserer alltäglichen Wahrnehmung existiert ein übersinnlicher Mahlstrom, heulend und hungrig.
Wir haben uns zusammengetan um eine queere Enklave zu schaffen – ein Ort zum Leben, Schlafen und hoffentlich zum Heilen. Mehr als je zuvor ist jede*r Einzelne von uns für das Überleben und das Schicksal unserer Gemeinschaft verantwortlich Was halten die Trümmer bereit? Könnte es für diese eng verbundene Gruppe Queers die Utopie sein?
Dream Apart (Benjamin Rosenbaum)
Vielleicht kennt ihr Benjamin Rosenbaum bereits von seinem Science-Fiction-Roman Die Auflösung. Er hat aber auch das Rollenspiel Dream Apart geschrieben, in dem es um eine jüdische Schtetl-Phantasie (im Original „Jewish fantasy of the shtetl„) geht.
Das bedeutet zum einen eine Phantasie im Sinne einer re-imaginierten Historie. Diese ist zwar an ein historisches Setting und seine Themen angelehnt, legt aber wenig Wert darauf, in den Details historisch korrekt zu sein und konzentriert sich mehr auf den Geist dieses Settings.
Zum anderen ist es auch eine Phantastik-Geschichte im Genre-Sinne, denn in Dream Apart sind übernatürliche Wesen wie Dämonen, Engel, Geister und Dibbuks real. Im Unterschied zu traditioneller Fantasy sind die Hauptfiguren aber keine strahlenden, die Welt erobernden Held*innen, sondern verzweifelte, verliebte Gauner*innen, sarkastische Gelehrte, durchtriebene Klatschmäuler und starrsinnige Querulant*innen.
Natürlich gibt es für die Übersetzung von Dream Apart ein gründliches Sensitivity Reading, damit die Details realer jüdischer Kultur auch auf Deutsch stimmig formuliert sind. Wir bleiben dazu auch im direkten Gespräch mit Benjamin Rosenbaum, der inzwischen in Basel lebt und ziemlich gut Deutsch spricht.
Dream Apart gibt uns Dämonen und Hochzeitsnarren; Verlobungen und Pogrome; mystische Aufstiege und Mordanschuldigungen; Rabbitöchter, die weglaufen, um Schauspielerin oder Banditin oder Kindersoldat zu werden, die Klänge der Schofar, die durch die beengten und matschigen Straßen hallen, des Kanonenfeuers, der Schritte eines Wolds im verschneiten Kiefernwald und fragt „Was tust du als nächstes?“
In Dream Apart spielst du eine jüdische Person aus dem Schtetl, einem kleinen, überwiegend jüdischen Marktstädtchen auf dem osteuropäischen Land. In den Städten hat die industrielle Revolution begonnen. Preußen, Russland und die Habsburger*innen haben sich die kleinen Länder zwischen ihnen einverleibt. Umgeben von einer oft feindseligen Christenheit, von wilden Wäldern, in denen alles herumschleichen könnte, und von den unsichtbaren Geschöpfen der Ungesehenen Welt – Engel, Dämonen, Geister und Dibbuks – wir Jüd*innen aus dem Schtetl versuchen, diejenigen, die uns Schaden zufügen wollen, auszutricksen und zu überdauern. Wir bekriegen uns und versöhnen uns wieder, handeln und tratschen, feiern und trauern und schnappen uns ein bisschen Freude und Liebe, solange wir noch können. Das Leben im Schtetl ist so süß wie Rosinenschnecken und so bitter wie Meerrettich: möge es Gottes Wille sein, dass es eine weitere Jahreszeit fortdauert…
Das System: Belonging Outside Belonging
Die beiden Spiele zusammen begründen die Design-Linie Belonging Outside Belonging (seltener auch No Dice, No Masters genannt), die eine eigenständige Weiterentwicklung des Powered by the Apocalypse-Engines ist (genauer gesagt, des Originals Apocalypse World von D. Vincent Baker und Meguey Baker).
Belonging Outside Belonging-Spiele haben oft folgende Eigenschaften, die ihr auch in Dream Askew / Dream Apart findet:
- Es gibt keine Spielleitung.
- Die Spielenden sind nicht nur für ihre eigene Figur verantwortlich, sondern stellen auch bestimmte Setting-Elemente aus der jeweiligen Spielwelt dar.
- Die Figuren basieren auf Playbooks, die bestimmte Rollen in der jeweiligen Gemeinschaft verkörpern und werden durch stimmungsvolle Auswahllisten und bedeutungsvolle Beziehungsfragen genauer ausgeformt.
- Sowohl die Figuren als auch die Setting-Elemente haben ihre eigenen Spielzüge, mit denen sie die Handlung beeinflussen können.
- Statt Würfeln und Zufallsmechaniken gibt es Spielsteine (Tokens), die man mit bestimmten Spielzügen verdienen kann, um sie später für andere Spielzüge auszugeben.
- Das Spiel wechselt zwischen dem gemeinsamen Herumträumen und Fragenstellen über die Welt und daraus entstehenden ausgespielten Szenen.
- Die Spiele funktionieren als Oneshots, eignen sich aber noch besser für Kampagnen unterschiedlicher Länge.
Beide Spiele sind ausgesprochen einstiegfreundlich. Das Buch bietet außerdem Tipps zum Umstieg, wenn ihr aus dem traditionelleren Rollenspiel kommt, und gibt euch Anregungen, was ihr tun könnt, wenn es im Spiel mal hakt.
Außerdem findet ihr in Dream Askew / Dream Apart eine Erklärung, wie ihr euer eigenes Belonging Outside Belonging-Spiel entwickeln könnt und wie die einzelnen Teile des Spiels mechanisch zusammenhängen. Das Ganze ist mit einem Beispiel illustriert.
Auch wenn ihr weder eine queere Enklave in der Apokalypse noch ein jüdisches Schtetl spielen wollt, lohnt sich Dream Askew / Dream Apart also als Grundlage für alle anderen Belonging Outside Belonging-Spiele (wie z.B. Wanderhome oder Our Haunt) – egal, ob ihr als Spielende oder als Game-Design-Interessierte an sie herangeht.
Diese Informationen wurden zuerst am 29.11.2022 in unserem Newsletter veröffentlicht und für diese Version leicht editiert.
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